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schottla.jpg (83780 Byte)Leseprobe aus: In Schottland heißen Löcher Lochs

Mamas Haare kräuseln sich. Als ob sie naß wären. Aber es ist nur Gel aus der Tube. Simon faßt Mamas Haare nicht gern an, wenn sie Gel draufgeschmiert hat. Dann sind sie hart und strohig. Wie das Zeug, mit dem Simon im Kindergarten immer basteln mußte.

Simon mag nichts Hartes. Er mag nur Weiches. Mamas Samtweste, die streichelt er gern. Wenn seine Finger darüberfahren, dann fühlt er sich wie in einer Höhle. Oder als würde eine sehr alte Frau mit einer sehr alten Stimme ihm Märchen vorlesen.

Das Schaffell vor Mamas Bett faßt er auch gern an. Obwohl es ihn dabei gruselt. Weil es die tote Haut von einem toten Tier ist.

Manchmal bestraft Simon sich dafür, daß er das tote Fell so gern berührt. Dann geht er auf den Balkon und guckt übers Geländer in die scheußliche Tiefe. Er hört erst auf damit, wenn ihm schlecht ist.

Am liebsten von allem Weichen mag er Don. Nur ist Don leider alles andre als ein Schmusekater. Simon hat immer Kratzer von ihm auf der Haut. Wenn die einen abgeheilt sind, kommen frische dazu.

Jetzt sitzt Don auf der Fensterbank, zwischen der Buntnessel und dem Frauenhaarfarn, der jeden Tag Wasser braucht, um nicht zu vertrocknen. Das gelbe Rosenbäumchen, das vorher da stand, hatte Läuse.

Don hat Flöhe.

Als Simon daran denkt, fängt sein Kopf an zu jucken. Er kratzt sich mit der Gabel.

Im selben Augenblick kratzt sich auch Don auf der Fensterbank Das macht ein heftiges, scheuerndes Geräusch.

Simon beobachtet Don und kratzt sich stärker. Es juckt jetzt auch im Nacken und an den Schultern. Vielleicht ist ein Floh von Don auf Wanderschaft gegangen. Vielleicht will er ausprobieren, wie es sich so auf Simons Kopf spazieren läßt. Von Dons schwarzem Fell zu Simons hellen Haaren, das ist, als käme man aus einem Wald auf ein Weizenfeld.

„Simon“, sagt Mama. „Hör auf damit.“

Womit? Mit Denken oder Kratzen?

„Ich hab ‘nen Floh von Don“, sagt Simon.

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